(7) Eine Wurmkur überm Polarkreis

Wir passieren den Polarkreis und stehen in Napapiiri mit unseren rot-karierten Holzfällerhemden im Partnerlook. Wir fühlen uns ein wenig wie die Hauptdarsteller in einem Griswold Film.

Unsere Fahrt geht weiter nach Jokkmokk. Wir machen einen Spaziergang durch das Zentrum der samischen Kulturhauptstadt Schwedens und besuchen die Kirche. Im Nachhinein stellen wir fest, dass es noch eine ältere Kirchen ganz in der Nähe gab. Vielleicht kommen wir ja im Februar erneut wieder, wenn ganz Jokkmokk zu einem Wintermarkt erwacht und in allen Straßen Waren angeboten werden, wie es seit früher Zeit Brauch ist.

Wir entdecken ein kleines unscheinbares Geschäft, welches Handarbeitswaren anbietet. Wir kommen mit der Besitzerin ins Gespräch und sie erzählt uns ein wenig über die samische Kultur und deren Kleidung. Als Souvenir nehmen wir uns jeder ein traditionell gefertigtes Armband mit. Die Anfertigung je nach Länge dauert ca. zwischen 4-5 Stunden. Schon früher hat man diese Art von Schmuck aus Rentier, Silber und Zinn gefertigt.

Am Abend stellen wir fest, dass es Freitag ist und das Wochenende vor der Tür steht. Irgendwie haben wir es nach kurzer Zeit geschafft, die Tage durcheinanderzubringen. Eigentlich war der Plan nach Kiruna zum Tierarzt zu fahren, damit Teddy seine Wurmkur für Finnland und Norwegen erhält. Das muss dann wohl erstmal bis Montag warten.

Wir verbringen das Wochenende in und um Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens. Eine Stadt, die vor über hundert Jahren wegen ihres riesigen Vorkommens an Eisenerz entstanden ist. Das Bergwerk ist das größte Eisenerzbergwerk der Welt. Um 1900 entstand auch die 180 Kilometer lange Eisenbahnstrecke vom schwedischen Kiruna ins norwegische Narvik. Auf der  Strecke fährt heute die Kirunabahn, die stärkste Lokomotive der Welt mit über 14.000 PS. Die Doppellokomotive zieht bis zu 68 Waggons, beladen mit Eisenerz, mit einer Gesamtlast von über 8000 Tonnen. 

Aufgrund des jahrelangen Abbaus und der daraus resultierenden Instabilität des Untergrunds wurde 2010 beschlossen, dass die gesamte Stadt um 5 Kilometer umgesiedelt wird. Obwohl die Sonne scheint, wirkt das gesamte Stadtzentrum auf uns trist und grau. Hier liegt eine seltsame Stille in der Luft und man hört nicht einmal einen Vogel trillern.

Zu dem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass wir unsere Meinung beim nächsten Besuch ändern werden.

Die Wartezeit beim Tierarzt überbrücken wir und mit einem Spaziergang und besorgen die Entwurmungstabletten, welche es hier in jeder Apotheke freiverkäuflich und noch dazu wesentlich günstiger als beim Tierarzt gibt.

Beim Doc gibt es die Tablette von mir, die Ärztin bestätigt im EU Heimtierausweis, dass Frauchen alles richtig gemacht hat und überreicht uns noch ein Echtheitszertifikat für die Kontrolle am Zoll. Jetzt heißt es 24 Stunden warten, dann dürfen wir die Grenze zu Finnland und Norwegen passieren. Wir übernachten in Pajala, nahe der finnischen Grenze, gemeinsam mit sehr sehr vielen Knotts. Das sind kleine Minimücken, die einen bei lebendigem Leib langsam auffressen. So beschreibt es zumindest der auf uns sehr glücklich wirkende Besitzer des Stellplatzes, der mit seiner Familie vor einigen Jahren aus Belgien ins Nordschwedische Pajala ausgewandert ist. Auch wir finden, dass das kleine Örtchen mit gerade mal knapp 6000 Einwohnern seinen eigenen besonderen Charme hat.