(6) Wuff - Zu Besuch bei 53 Huskies
Unsere tierische Reise geht weiter. Wir besuchen eine Huskyfarm im winzigen Dorf Gasa in Slägnäs, ein Ort in der schwedischen Provinz Norrbottens län und der historischen Provinz Lappland.
Bei unserer Ankunft stimmt die Husky-Truppe für uns ein erstklassiges Jaul-Konzert an. Teddy weiß in dem Moment gar nicht so richtig, was geschieht und verhält sich ganz ganz still. So kennen wir unseren jungen Wilden gar nicht.
Nach einer kurzen Kennenlernrunde unter den Zweibeinern, geht es für uns auf Expedition.
Da sind wir also, zwei Stadtkinder auf Abenteuertour in Mittelschweden, der letzten Wildnis Europas.
Die Kreuzotter, die zur Familie der Vipern gehört, ist hier heimisch. Sie ist die einzige Schlangenart, die auch nördlich des nördlichen Polarkreises zu finden ist. Als Lebensraum bevorzugen sie Waldränder, Moore, Sträucher und steinige Flächen. Auch auf Bergwiesen im Bereich der Baumgrenze sind sie anzutreffen. Im Winter ziehen sie sich zurück und verfallen in eine Kältestarre. Sie überwintern gemeinsam mit Artgenossen, meist in größeren Gruppen.
Für mittelgroße und kleine Hunde kann so ein Biss sehr gefährlich werden und auch tödlich enden.
Die Gefahr lauert aber nicht nur hier in Schweden, sondern auch in Süddeutschland ist die Kreuzotter heimisch. Gesehen haben wir bisher keine, weder in Deutschland, noch in Schweden.
Uns begleiten zwei Gäste der Farm mit zwei Husky-Damen und so staksen wir gemeinsam los. Die großen Hunde räumen für uns und Teddy den Weg frei. Es geht über eine große Wiese, kleinere Trampelpfade durch den Wald bis hin zu einem großen See. Teddy verliebt sich unsterblich und macht den zwei Ladies schöne Augen. Für eine entscheiden möchte er sich aber nicht. Noch haben wir keine Vorstellung, was uns am Nachmittag erwarten wird.
Zurück im Camp(er) fällt Teddy in einen seligen Schlaf. Wir hingegen haben keine Zeit zum Ausruhen und stürzen uns schon ins nächste Abenteuer. Wir treffen 53 verschmuste, verrückte, teils zurückhaltende Hunde, jeder mit seinem eigenen Charakter. Eines haben sie jedoch gemeinsam, sie sind alle auf ihre Art wunderschön und schauen dir mit einem einzigen Blick tief in die Seele. Sie leben auf einem Riesenareal mit Freilauffläche. Für uns ist das wirklich schön zu sehen und wir haben die Farm bewusst ausgewählt. In Skandinavien gibt es leider immer noch sehr viele Betriebe, die mit Kettenhaltung arbeiten.
Wir dürfen bei der Fütterung der Junghunde helfen und mit Ihnen auf Tuchfühlung gehen - oder eher sie mit uns.
Als wir dort ankamen, hätten wir im Leben nicht gedacht, dass wir mit so vielen fremden Hunden so nah in Kontakt kommen.
Die Besitzer der Farm sind Deutsche, die vor ca. 10 Jahren nach Schweden ausgewandert sind.
Zwei sehr angenehme herzliche Menschen, denen wir stundenlang hätten zuhören können. Sie haben sehr viele tolle Geschichten auf Lager.
Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen und sprechen noch sehr lange über die ersten Etappen unserer Reise, vor allem aber über das Erlebte des Tages.
Unsere Gedanken sind auf eine besondere Art unbeschwert und leicht, wie sie schon lange nicht mehr waren.
Die heutige Erfahrung hat uns begeistert und unser inneres Kind zum jubeln gebracht.
Wir sind sehr dankbar für die Möglichkeit zu Reisen und all die neuen Erfahrungen und Momente, die wir hierbei erleben.
Wir fallen in einen tiefen Schlaf und wachen nur das ein oder andere Mal auf, wenn der Husky-Chor seine besten Hits zur Mitternacht anstimmt.
Ab und zu bildet man sich ein, ein Grummeln hier und da in naher Entfernung zu hören. Oder doch nicht?
Am nächsten Morgen erkunden wir bei einem Spaziergang erneut die Umgebung. Dieses Mal bleiben wir auf dem großen Hauptweg und entdecken Unglaubliches.
Nach einer gemütlichen Runde, finden wir auf dem Rückweg nicht nur seltsam behaarte Bäume sondern auch Spuren von einem Elch und an der Koppel, nahe unserem Schlafplatz, Bärenspuren.
Die Haare an den Bäumen sind tatsächlich essbar, es handelt sich dabei um Baumflechten. Für uns nicht vorstellbar, dass man damit eine Vorspeise garnieren kann.
Zurück bei den Huskies zeigen wir den Besitzern voller Stolz die Spurenfotos. Sie können es selbst kaum glauben und wir gehen gemeinsam zu der letzten Fundstelle. Sie bezeichnen sich selbst lächelnd als "betriebsblind", nach so langer Zeit in der Natur.
Die Nachbarn der Farmbesitzer sind Samen und gehören dem indigenen Volk an. Glücklicherweise fahren sie gerade vorbei, und bestätigen uns den Fund auch nochmal. Der Spur nach sei es ein junger Bär gewesen, der gemütlich durch das Gelände geschlendert ist. Die Pferde werden dann erstmal direkt auf das abgesperrte Gelände gebracht, sicher ist sicher. Und uns wird gerade klar, dass wir uns das Grummeln und Brummen in der Nacht doch nicht eingebildet haben. Es ist tatsächlich ein Braunbär an unserem Schlafplatz in ca. 20 Metern Entfernung vorbeigeschlendert. Willkommen in der Wildnis!