Wir wandern erneut bei wunderschönem Wetter durch den Abisko Nationalpark und machen anschließend in Kiruna Halt, um die Vorräte zu füllen und unser Nachtlager aufzuschlagen.
Am nächsten Morgen geht es weiter nach
Nattavaara. Am frühen Nachmittag sind wir dort auf einer Huskyfarm angemeldet. Angekommen, drehen wir eine gemeinsame Trainingsrunde mit Teddy durch den Wald und sehen eine Rentierherde an uns vorbei huschen.
Nachdem der Vierbeiner versorgt und hundemüde ist, heißt es für uns: auf Kuschelkurs im Huskygehege. Es ist nicht das erste Mal, dass wir eine Farm besuchen, und doch ist es wieder ein wunderschönes Erlebnis. Irgendwie zieht es uns immer wieder zu den flauschigen Fellnasen.
Es ist eine bunt gemischte Truppe, die wirklich Laune macht. Am Schmuse-bedürftigsten sind auf jeden Fall die älteren Modelle. Rentnergruppe, wie wir sie liebevoll nennen dürfen.
Nach tollen Gesprächen und Eindrücken ist es Zeit fürs Abendessen. Teddy freut sich über unsere voll behaarten Klamotten und schnüffelt alles ordentlich ab, bis er das Gefühl hat, das Rudel persönlich kennengelernt zu haben.
In der Nacht werde ich um 4 Uhr wach und fühle mich topfit. Bis meine zwei Jungs wach werden, ist es noch ein Weilchen hin. Also springe ich raus aus den Federn und bestaune den wunderschönen Sternenhimmel. Die Luft ist klar und frisch, und es ist so leise, dass man das Rauschen des Waldes hören kann.
Am Morgen steigt die Aufregung, denn wir sind zu einer Trainingsrunde mit den Huskys verabredet, 12 Kilometer durch die wundervolle Natur.
Während wir schon auf dem Trainingswagen Platz nehmen, werden die Hunde nach und nach angespannt. Sie alle platzen vor dem Start fast vor Aufregung. Es ist ein unglaubliches Gehopse und Gekreische. Wir sitzen beide mit offenem Mund da und können es nicht fassen, was wir da erleben dürfen.
Der Moment ist unbeschreiblich, die Hunde werden mucksmäuschenstill, man hört nur noch den Kies unter den Reifen des Trainingswagens. Das Gefühl des Starts gleicht einer Achterbahnfahrt, kurz bevor es nach der Steigung mit dem Wagen bergab geht. Die Jungs und Mädels im Gespann geben ein ganz schönes Tempo vor, und wir passieren auf der Tour Wälder und weite Moorfelder.
Es ist ein unfassbares Erlebnis, und man kann sich nur annähernd vorstellen, was es im Winter für ein Abenteuer sein muss, durch schneebedeckte Wälder mit einem Hundeschlitten zu gleiten.
Nachdem wir die Hälfte der Strecke gefahren sind, heißt es auf gerader Strecke plötzlich Fahrerwechsel. Thorsten bekommt eine Einweisung und darf das gesamte Gespann lenken. Seine Augen leuchten, und er muss seine Kraft zügeln, damit die Bremsen nicht voll in die Eisen gehen. Auch ich darf den Lenker kurz übernehmen. Die Hunde merken sehr schnell, dass irgendetwas anders ist und drehen sich mehrfach um. Sicher fragen sie sich, wer da jetzt plötzlich den Wagen steuert.
Am Ende unserer Trainingsfahrt werden alle Vierbeiner mit Wasser versorgt. Wir bedanken uns bei jedem Einzelnen und kuscheln alle nochmal ordentlich, bevor wir mit Keksen und Tee umsorgt werden. Das war eine unglaublich schöne Erfahrung. Jungs und Mädels, ihr habt das großartig gemacht! Vielen Dank!
Auch hier können wir wieder sagen: Kleidung ist das A und O. Handschuhe haben wir nämlich keine dabei. Obwohl die Sonne scheint, ist dies bei 5 Grad plus leider nicht sehr schlau von uns. Wir werden uns definitiv noch besser ausstatten und dann auf solche spontanen Abenteuer vorbereitet sein.
Zurück am Camper wecken wir unseren Hund, der gar nicht gemerkt hat, dass wir mehrere Stunden weg waren. Ganz verschlafen schaut er uns an, während wir ihm für den Spaziergang sein Geschirr anziehen. Wir laufen durch den magischen Zauberwald, der auf uns wirkt wie im Märchen. Die Sonne blitzt durch die Äste und wirft ein wundervolles Licht auf die Sträucher und Flechten am Boden. Apropos Flechten; bei unserem Besuch auf der ersten Huskyfarm vor einigen Wochen konnten wir uns noch nicht vorstellen, dass man die Baumflechten tatsächlich essen kann und Vorspeisen damit garniert. Was soll’s, wir probieren es einfach mal. Es riecht und schmeckt nach Wald und fühlt sich an wie Haare im Mund. Ob es als Salat wohl besser schmeckt?
Am Abend sitzen wir zusammen mit der quirligen deutschen Besitzerin, die seit zwei Jahren in Schweden lebt, am Lagerfeuer.
Ihr Lebensgefährte ist in Schweden geboren und erzählt uns unglaublich spannende Geschichten von der Jagd und dem Leben in Europas letzter Wildnis. Er ist schon oft auf Bären und Elchkühe mit ihren Kälbern gestoßen, die er alle friedlich weiter durch die Wälder streifen ließ.
In Schwedens Wäldern gibt es ca. 400.000 Elche. Etwa 100.000 werden jedes Jahr zur Jagd freigegeben, um die Population stabil zu halten.
Es ist ein Abend der Abenteuergeschichten. Ein Bekannter der Besitzerin hat auch etliche davon auf Lager, er reist schon seit mehreren Jahren durch die ganze Welt und arbeitet an verschiedenen Projekten für Kost und Logis.
Wir grillen uns Würstchen über dem Feuer und probieren das erste Mal Elchfleisch. Die Würstchen werden auf einem Stock gegrillt und das Fleisch über dem Feuer mit frischen Kräutern von der Wiese, die zu einem Pinsel zusammengebunden sind, mariniert. Für den Nachtisch haben wir kurzerhand Apfelstreusel aus dem Omnia Ofen gezaubert.
Während wir da so am Feuer sitzen und all den spannenden Geschichten lauschen, fühlen auch wir uns wie kleine Abenteurer und Entdecker. Nebenan schlafen die Hunde in ihren Hütten, es wird langsam dunkel, und der Himmel spannt sein Sternenzelt in dieser klaren Nacht für uns auf. Mit bloßem Auge kann man die Milchstraße und einige Sternschnuppen sehen. Ein wunderschöner, unvergesslicher Abend.