Am nächsten Morgen pflücken wir uns ein paar wilde Himbeeren, die unglaublich intensiv und aromatisch schmecken. Dann geht es auch schon weiter. Wir fahren nach
Senja, die zweitgrößte Insel Norwegens.
Die Fahrt ist kurzweilig, denn überall gibt es etwas Neues zu entdecken. Die Straße schlängelt sich durch kleine Ortschaften, vorbei an Fjorden und unglaublich schönen Bergkulissen. Wir erreichen den Aussichtspunkt am Tungeneset. Der Ausblick ist schwer in Worte zu fassen. Man fühlt sich in eine längst vergessene Zeit zurückversetzt und wartet eigentlich nur darauf, dass irgendwo ein Flugsaurier seine Runden dreht.
Wir fahren bis ans Ende der Straße und landen im kleinen Fischerdorf Mefjordvær mit weniger als 200 Einwohnern. Bei einem Spaziergang erkunden wir den Ort und beobachten die Fischerboote im Fjord. Die Landschaft ist in ein graues Nebelband gehüllt und wir sind gespannt, ob sich die Sonne während unseres Besuchs auch noch zeigen wird.
Am Abend haben wir Glück und werden erneut von Polarlichtern überrascht. Wir sind vollkommen beeindruckt von der Kraft der Farben, die Aurora uns beschert. Die Bergkulisse am Fjord macht die Sichtung zu einem tollen Erlebnis.
Unsere Empfehlung fürs Fotografieren von Polarlichtern: warme Kleidung.
Vor lauter Himmelsspektakel gehen wir mal wieder in gemütlicher Jogginghose vor die Tür. Thorsten testet verschiedene manuelle Einstellungen an der Kamera und vergisst dabei völlig die Zeit. Die Heizung läuft, das Teewasser kocht und es dauert eine Weile, bis er wieder aufgewärmt ist. Die Fotos werden direkt gesichtet, sie sind allesamt verschwommen!
Mit unserer Kamera haben wir leider bisher nur kleine Erfolge bei der Fotografie von Polarlichtern gemacht. Übung macht den Meister und bald heißt es vielleicht: jeder Schuss ein Treffer.
Am Morgen weckt uns die Sonne und wir machen uns auf den Weg zu unserer geplanten Wanderung. Alle Wege sind mit entsprechenden Schwierigkeitsstufen gekennzeichnet: Grün – Einfach, Blau – Mittelmäßig schwer, Rot – Anspruchsvoll, Schwarz – Profi.
Mit unserem schusseligen Vierbeiner, der ja gerne mal unüberlegt irgendwo rein, hoch oder runter springt, entscheiden wir uns für den grünen Weg und schauen, wie weit wir kommen. Mit Höhenangst ist selbst der einfachste Weg kaum zu bewältigen, denn es geht auf kleinen Pfaden recht steil bergauf. Thorsten entscheidet sich schon nach wenigen Höhenmetern für den Rückweg und lässt die Drohne flitzen. Für Teddy und mich endet der Weg auch wenige Meter später, als wir ein kleines Plateau erreichen, weiter hoch möchten wir auch nicht. Bei einer kleinen Pause genießen wir die Aussicht, bevor wir den Rückweg antreten. Die Drohne dreht ihre Runden und wir bekommen dieses Mal sehr schöne Aufnahmen aus der Vogelperspektive.
Das Wetter spielt uns gut zu und wir entscheiden uns für einen weiteren grünen Pfad, der uns über einen Holzsteg durch ein Moorfeld führt. Es wird hügelig und der Pfad geht über Stock und Stein. Vor lauter Schauen schaffe ich es tatsächlich, mich auf einem gekennzeichneten Weg zu verlaufen. Von weitem hört man die leise Stimme von Thorsten schreien: „Wo seid ihr denn schon wieder?“ Der Hund und ich drehen um und suchen den Hauptweg, der nur wenige Meter hinter uns liegt.
Es geht zurück, über mit Moos bewachsene Steine, die wir mit großer Vorsicht überqueren, sodass kein Fuß und keine Hundepfote versinkt oder hängenbleibt. An einem kleinen See legen wir eine Rast ein und betrachten die Berge, die sich in der ruhigen Wasseroberfläche spiegeln.
Auch auf dem Rückweg bleiben unsere acht Füßchen unversehrt und sie haben uns sicher zum Ausgangspunkt unseres Ausflugs gebracht. Die frische Luft macht müde und so fallen wir nach einem leckeren Essen am Abend hundemüde ins Bett.
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von dem schönen Ort und machen auf dem Rückweg Halt an der Aussichtsplattform Bergsbotn. Wir sind die Einzigen dort und haben einen grandiosen Panoramablick. Plötzlich steht Thorsten auf dem Bogen der Plattform, und das mit seiner seit Jahren sehr stark ausgeprägten Höhenangst. Mut bedeutet, die eigene Angst zu überwinden. Ein unfassbar tolles Gefühl, ihn da so voller Stolz stehen zu sehen. Man sieht es ihm an, wie glücklich er ist.
Voller Hochgefühl fahren wir weiter und landen nach einem Großeinkauf in Brøstadbotn. Hier finden wir einen Platz am Fjord für uns ganz alleine. Bei 9 Grad sitzen wir alle warm eingepackt an der frischen Luft und schauen dem Wasser zu, wie es sich langsam zurückzieht. Der Ort strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus, nur die Möwen geben ein Konzert zum Besten, sobald ein kleines Fischerboot den kleinen Hafen verlässt.
Nach einem gemütlichen Frühstück geht die Fahrt am nächsten Tag weiter nach Sørrollnes. Dort legt die Fähre am Nachmittag nach Harstad ab. Alleine die Strecke bis zur Fähre ist mal wieder ein Abenteuer, die Straße ist an manchen Stellen sehr schmal und hat kaum Ausweichmöglichkeiten. Ausgerechnet an so einer Stelle kommt uns ein Traktor entgegen – natürlich keiner von der kleinen Sorte. Ohne Kratzer und Dellen kommen wir wenig später am Parkplatz der Fähre an. Bis zur Abfahrt ist noch genügend Zeit und so vertreten wir uns die Beine bevor es heißt: erste Fährfahrt mit Camper und Hund.
Einen Ticketautomaten gibt es hier nicht. Wenn man die Fähre regelmäßig nutzt und nicht immer mit Kreditkarte zahlen möchte, ist es sinnvoll, einen Account bei FerryPay einzurichten. Hier wird das Nummernschild bei der Überfahrt gescannt und es erfolgt eine automatische Abbuchung von der Kreditkarte.
Teddy empfindet das Brummen der Schiffsmaschinen als sehr angenehm und sitzt dösend im Auto. Wir steigen aus, stehen an der Reling und lassen uns den eisigen Wind durch die mittlerweile doch recht grauen (Bart)Haare wehen.
Von Harstad geht es weiter zum Hafen nach Melbu. Dort angekommen, werden wir von stürmischem Wetter empfangen. Der Himmel ist mit dunklen Wolken bedeckt und es regnet in Strömen. Bei gemütlichem Licht und einem leckeren Essen können wir die Berge der Lofoten am gegenüberliegenden Ufer nur erahnen, denn sie sind vollkommen in ein dichtes Grau gehüllt. Wir entscheiden uns eine Nacht hier zu bleiben und erst am nächsten Tag die Fähre nach Fiskebøl zu nehmen.
Am Morgen versucht die Sonne mit aller Kraft das Grau am Horizont zu vertreiben. Während wir Kaffee trinken, hören wir schon von Weitem das Brummen der ersten Fähren, die von hier zu den Lofoten übersetzen. Bei der heutigen Fähre stehen wir nicht an Deck, sondern parken im Schiffsbauch. Für den Hund ist es schon Routine und so entspannt er im Auto, während wir nach oben an Deck gehen. Die Jacken haben wir natürlich im Auto vergessen, was sonst.
Wir sind sehr gespannt, was uns heute erwartet. Lofoten wir kommen!