(13) Abenteuer Sørreisa

Am nächsten Tag heißt es wieder: Willkommen zurück in Norwegen!

Wir fahren über Narvik nach Sørreisa und genießen dort ein paar Tage auf einem wundervoll alten Hof.

Während einer Wanderung testen wir das erste Mal die Drohne. Thorsten ist überglücklich, endlich sein neues Spielzeug ausprobieren zu können. Der Test gelingt, die Aufnahme im Display kann sich sehen lassen. 

Etwas mulmig ist uns noch immer zumute, wenn wir wandern gehen. Neben Rentieren leben hier auch Elche, Vielfraße und Bären. In Deutschland waren wir oft stundenlang in den Wäldern unterwegs, in unserem Stadtwald eben. Hier hingegen ist die Wildnis deutlich spürbar und manchmal scheint es so, als würde der Wald alle Geräusche einfach in sich aufsaugen.

Während Teddy überall eine neue Fährte wittert, suchen wir nach Spuren auf dem Waldboden. An manchen Stellen ist es ein richtiges Gewimmel, die Spuren stammen von Rentieren und Rehen.

Nach einiger Zeit unterwegs, fällt dem Meister der Technik auf, dass er bei den ersten Luftaufnahmen mit der Drohne vergessen hat, den Aufnahmeknopf zu drücken. Die Aufregung und Vorfreude war einfach zu groß.



Eigentlich sollte die geplante Wanderung ein Rundweg sein. Nach etwa der Hälfte treten wir den Rückweg an, denn wir finden am Boden weitere Abdrücke von Waldbewohnern. Ein Bär und eine Elchkuh mit ihrem Kalb müssen vor Kurzem den Weg gekreuzt haben. Gemeinsam war die ungleiche Gruppe ganz sicher nicht unterwegs. Begegnen wollen wir keinem von den Dreien, und so laufen wir Stadtkinder singend und klatschend durch den norwegischen Wald. Thorsten gibt Lieder von seinem Lieblingsverein, dem Karlsruher Sport Club, zum Besten und mir fallen in der Situation tatsächlich nur Weihnachtslieder ein. Wir sind uns sicher, die Kombination hat nicht nur unseren Hund, sondern alle Tiere des Waldes ziemlich verschreckt.

Nach einer regnerischen Nacht verbringen wir den Vormittag auf der großen Wiese am Hof. Vom Wald halten wir uns heute erstmal fern. Teddy genießt es, über das satte Grün zu flitzen und gönnt sich ein kleines Bad im Bach. Das ein oder andere Stöckchen fischt er auch erfolgreich aus dem kalten Wasser. Wir freuen uns sehr darüber, dass der Kleine langsam die Scheu vor Wasser verliert und sichtlich Spaß an der Erfrischung hat. Vor lauter Übermut springt er an einer anderen Stelle vom Uferrand in Richtung Wasser und landet tiefer als gedacht. Er merkt ziemlich schnell, dass das eine ziemlich dumme Idee war und er da alleine nicht mehr hochkommt. Dank des Mannes Hilfe, hat er es dann aber doch recht schnell wieder raus geschafft. Seinen Namen "Gipskopf", wie wir ihn liebevoll nennen, hat er also nicht von ungefähr. So etwas kommt bei dem Schussel öfter vor.

Auch wir haben unseren Spaß an dem Tag und erleben ein feuchtes Vergnügen. Fröhlich ist es aber keinesfalls.

Beim Weg über die Wiese werden unsere Füße so richtig schön nass. Und es ist an der Stelle nicht übertrieben, wenn ich sage, dass wir in unseren Schuhen schwimmen konnten. Mit undichten Schuhen durchs nasse, hohe Gras in Norwegen zu laufen, bleibt ein unvergessliches Erlebnis. Es war super! Für den nächsten Stadtbesuch steht also schon ein Programmplan auf unserer Liste: neue Wanderschuhe kaufen. Bis dahin tun es auch die Flipflops, bei 8 Grad kann man die schließlich noch gut tragen.


In Sørreisa haben wir Glück und sehen zum ersten Mal Polarlichter. Anfangs sehen sie aus wie graue Schleierwolken, erst auf den Fotos kommen die dezenten Grüntöne zum Vorschein. Wenig später sieht man das Spektakel mit bloßem Auge. 

Um uns herum ist es mucksmäuschenstill und wir beobachten die magischen Lichter der Aurora, die am Himmel zu einer scheinbar stummen Melodie tanzen.


Heute sind die Erscheinungen am Himmel wissenschaftlich erklärt, man nennt sie Aurora Borealis im Norden und Aurora Australis im Süden. Sie entstehen durch eine kleine Menge elektrisch aufgeladener Partikel, sogenannte Sonnenwinde, die bei sehr hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eintreten und zu den beiden Magnetpolen am Nord- und Südpol wandern, indem sie das Magnetfeld der Erde durchbrechen. Die geladenen Teilchen reagieren in der obersten Atmosphäre mit den dortigen Atomen und Molekülen. Die freigesetzte Energie wandelt sich in für uns sichtbares Licht um. Sauerstoffatome in einer Höhe von ca. 100 km erzeugen grünes Licht, in höheren Atmosphären erzeugen diese rotes Licht. Durch Stickstoffatome entsteht die Farbe Lila, welche aber recht selten zu sehen ist.


In der nordischen Mythologie haben Polarlichter eine andere Bedeutung und es gibt eine Unzahl an Überlieferungen.

Wikinger sahen in den Lichtern die Darstellung ihrer Götter und Helden am Himmel. Man munkelt, dass andere Urvölker, wie die Sami, zum Teil bis heute noch glauben, dass es sich bei den Lichtern um die Seelen Verstorbener handelt und sehen darin ein böses Omen.

In Finnland wird das Ganze einer freundlichen Sage nach auch "Feuerfuchs" genannt. Wenn der Feuerfuchs über den Himmel rennt und Bäume oder Berge streift, entstehen Feuerfunken, die den Himmel hell erleuchten lassen. Das Ereignis soll großes Glück bringen. Uns machen die Lichter keine Angst, und wir freuen uns auf viele weitere Sichtungen.

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