(12) Kiruna, du hässliche Perle
Der Tierarztbesuch für die Wurmkur ist für den Nachmittag geplant. So haben wir Zeit für einen schwedischen Großeinkauf und um nochmal in das Stadtzentrum von Kiruna zu fahren.
Im Zentrum angekommen, sind viele Straßen wegen Filmdreharbeiten gesperrt. Bei allen Geschäften stehen wir vor verschlossenen Türen.
Sollten der Eindruck unseres ersten Besuchs etwa Bestand haben? Keinesfalls!
Im Einkaufszentrum ein paar Kilometer weiter kommen wir mit einer Kassiererin ins Gespräch.
Sie erzählt uns, dass die alte Stadt seit gestern komplett geschlossen ist und die Abrissarbeiten in Kürze beginnen. Kiruna wird tatsächlich dem Erdboden gleichgemacht, so richtig glauben können wir das noch nicht. Und alles nur wegen dem Abbau im Eisenerz-Bergwerk, wodurch der Untergrund instabil wurde.
Wir erfahren, dass auch der Bereich des dortigen Einkaufszentrums erst vor einigen Jahren neu aufgebaut wurde. Das neue Zentrum ein paar Kilometer weiter wurde am 1. September 2022 eröffnet. Das war gestern, wir sind also genau zur richtigen Zeit wieder hierher gekommen.
Wir fragen nach dem Weg und bekommen immer wieder schmunzelnde Blicke von Einheimischen zugeworfen. Beschilderung zum neuen Stadtzentrum? Fehlanzeige. Die Schweden nehmen es mit Humor, dass die Wegweiser auch weiterhin ins alte Zentrum weisen.
Nachdem wir mehrfach falsch abgebogen sind, stehen wir plötzlich inmitten des neuen Stadtzentrums von Kiruna.
Die Gebäude können sich sehen lassen und obwohl noch nicht alle Bereiche fertiggestellt sind, kann man sich gut vorstellen, wie es einmal aussieht, wenn keine Bagger und Baumaschinen mehr über die Plätze rollen.
Holz, Stahl- und Glaselemente werden hier von skandinavischen Architekten harmonisch in Einklang gebracht.
Auf dem Weg zum Auto spüren wir erst die Kälte, die in jede Faser kriecht. Es hat 4 Grad und ein paar vereinzelte weiße Flocken fallen vom Himmel.
Am späten Nachmittag erreichen wir den Gorsa Canyon im Abisko Nationalpark. Unweit des Canyon verläuft die Bahntrasse der Kirunabahn. 1899 - 1900 wurde dort ein Wasserkraftwerk gebaut, um Strom für die Tunnelbohrmaschinen zu produzieren, welche den 875 Meter langen Eisenbahntunnel durchbrechen sollten. Im Winter war das Wasser jedoch die meiste Zeit zugefroren, sodass die Arbeiter mit Vorschlaghammer und ihrer gesamten Muskelkraft zupacken mussten. 1903 wurde die Strecke fertiggestellt. Seitdem transportiert der Zug tausende Tonnen Eisenerz von Kiruna an die norwegische Küste.
Am Ende des Tages erreichen wir unseren Schlafplatz in einigen Kilometern Entfernung. Wir genießen die Abendstimmung am See und lauschen der Kirunabahn, die in regelmäßigen Abständen mit ihren Waggons ganz in der Nähe an uns vorbeizieht.