Unsere Route geht weiter in Richtung Kirkenes und zur Grense Jakobselv, zu deutsch Jakobsgrenze. Die Strecke müssen wir aufgrund von Teddy's Reisekrankheit nur dezent umplanen. Um der kurvenreichen E6 auszuweichen, fahren wir wieder Richtung Finnland. Eben alles für den Dackel. Wir übernachten eine Nacht in Lakselv, beobachten Ebbe und Flut und ziehen am nächsten Tag weiter zur finnischen Grenze.
In Sevettijärvi machen wir einen Spaziergang und stehen plötzlich inmitten eines samischen Freilichtmuseums, das heute eigentlich schon geschlossen hat.
Ganz in der Nähe ist ein orthodoxer Friedhof mit einer kleinen Kirche, den wir uns gerne anschauen möchten. In Deutschland sind Hunde auf dem Friedhof nicht erlaubt, im Norden haben wir hingegen schon oft gesehen, dass Menschen von ihren Vierbeinern begleitet werden. Wir sind unsicher, also warten Hund und Frauchen vor dem Tor während Herrchen sich den Friedhof näher ansieht. Die alten Gräber sind mit Moos und Flechten überwachsen und umrandet mit runden Steinen. Auf vielen Gräbern findet man russisch-orthodoxe Kreuze. Sie haben zwei waagerechte und einen schrägen Kreuzarm und symbolisieren die Entscheidung zwischen Himmel und Hölle.
Wir bleiben in Sevettijärvi und übernachten dort am See. Nach Kanada und Russland ist Finnland eines der Länder mit den meisten Seen der Welt. Mit über 188.000 Seen ist es nicht verwunderlich, dass man Finnland auch das Land der 1000 Seen nennt.
Die Sonne scheint bei 22 Grad und wir genießen das erfrischende Seewasser. Wir leihen uns ein Stand-Up Paddle aus und bringen Teddy langsam bei, dass Wasser doch gar nicht so schlimm ist, wie er immer denkt. Am Ende können wir sagen, der Kleine macht das richtig toll und hat auch viel Spaß dabei.
Nach der Sporteinlage gönnt sich der Hund einen ausgiebigen Mittagsschlaf und wir uns ein leckeres Essen im finnischen Bistro nebenan. Die Karte ist überschaubar und wir bestellen zwei Hamburger, einmal Rind, einmal Rentier. Man muss alles mal im Leben probiert haben, um zu sagen es schmeckt oder es schmeckt nicht. In dem Fall ist Rentier nicht so mein Favorit.
Am Abend findet in der Bar ein Karaoke-Party statt. Die finnischen Gäste legen erst zu später Stunde los und feiern bis in die Nacht. Uns stört das nicht, die Sonne hat uns müde gemacht, und der sich anschleichende Muskelkater lässt uns einfach nur erschöpft ins Bett fallen. Mit der lustigen Stimmung und viel Gelächter im Hintergrund fallen wir in einen entspannten Schlaf.
Frisch ausgeruht, demoliere ich mir bei einem Morgenspaziergang mein Knie - beim Laufen auf einem geraden Weg, wo auch sonst. Nur gut, dass mir so ein Blödsinn regelmäßig passiert, da ist man(n) daran gewöhnt.
Nachdem das Knie verarztet und der erste Kaffee getrunken ist, geht es weiter. Wir passieren erneut die Grenze zu Norwegen. Nach einem Zwischenstopp am Hafen von Kirkenes fahren wir weiter zur Grense Jakobselv.
Der Platz, den wir ansteuern ist 60 Kilometer von Kirkenes entfernt und liegt direkt an der Barentssee.
Das Wetter ist ungemütlich, der Himmel grau, es regnet und wir haben 11 Grad. Das Navi sagt, wir sind in 50 Minuten da.
Wir biegen vor dem russischen Grenzposten links ab. Ab jetzt verläuft die Grenze zu Russland mittig im Fluss Jakobselva, von dem wir nur wenige Meter entfernt fahren. Das Angeln und Durchqueren ist streng verboten und steht unter massiver Strafe. In regelmäßigen Abständen stehen Warnschilder und alle Bereiche sind militärisch überwacht.
Die Fahrt geht über die abenteuerlichste Straße unserer bisherigen Reise. Straße ist in dem Fall schon übertrieben, denn es ist eher eine richtig schmale Rumpelpiste mit sehr sehr vielen Schlaglöchern. Die letzten 20 Kilometer der Strecke sind überhaupt nicht mehr asphaltiert, Schlaglöcher gibt aber es trotzdem.
Die Straße endet, wir haben das Ziel erreicht - nach 2 Stunden Fahrt.
Bei Ankunft treffen wir auf norwegische Grenzsoldaten, die mehrmals am Tag hier vorbeikommen, um Touristen die Verhaltensregeln zu erklären.
Der Weg hat sich mehr als gelohnt. Wir parken unser Auto auf dem letzten freien Platz, der Himmel bricht auf und die Sonne zeigt ihr Gesicht. An diesem Nachmittag sind Regenbogen keine Seltenheit. Die Szenerie ist fast schon filmreif und wir sind sehr glücklich, den Umweg gemacht zu haben.
Nach einem Spaziergang am weißen Sandstrand stehen wir noch eine ganze Zeit an der Buhne und lassen die Umgebung auf uns wirken. Während wir dort stehen und dem Wasser zusehen, wie es vom Wind bewegt wird, fühlen wir uns beobachtet.
An der Wasseroberfläche schaut immer mal wieder ein kleiner Kopf in unsere Richtung. Wir packen das Fernglas aus und trauen fast unseren Augen nicht, ein Seehund schaut uns an. Sobald wir näher ans Wasser gehen taucht er unter, wenn wir uns ein paar Schritte entfernen, taucht er wieder auf.
Ein herrliches Spiel, dass wir liebend gern so weiter machen würden, wenn wir nicht so hungrig vom langen Tag wären.
Beim Abendessen sehen wir einige Finnen aus dem Wasser ragen. Es sind Schweinswale, die von der Optik leicht mit Delfinen zu verwechseln sind. Zwar sind sie verwandt, jedoch unterscheiden sie sich durch anatomische Merkmale wie Kopf und Zähne. In der Barentssee, dem Randmeer des Arktischen Ozeans, sichtet man mit Glück auch Orcas, Beluga- und Buckelwale.
In der Dämmerung sichten wir einen weiterer tierischen Freund. Ein Fuchs kommt gleich zweimal bei uns vorbei.
Das erste Mal sitzen wir im Warmen bei einer Tasse Tee, das zweite Mal sind wir draußen für die letzte Gassirunde. Thorsten spricht mit einem Fahrradreisenden aus Portugal und hilft ihm dabei, ein Foto von sich und seinem Fahrrad im Meer zu machen, mit dem er die gesamte Strecke von Portugal hierher zurückgelegt hat. Währenddessen betrachte ich die Szenerie Fuchs und Hund, die sich kurz mit einem Meter Abstand gegenüber stehen. Sicher überlegen sie noch lange, was das für ein komisches Gegenüber doch war.